John Oates (70) ist eine Hälfte des erfolgreichsten Duos der Popgeschichte. Am Montag, 6. Mai, treten Hall & Oates in der Barclaycard Arena auf. Am Telefon ist Oates bester Laune, auf die bevorstehende Europatournee mit seinem langjährigen musikalischen Partner Daryl Hall (72) freut er sich, wie er mehrmals in unserem Gespräch erwähnen wird. Interview Matthias Greulich.
Mister Oates, wie geht es Ihnen?
John Oates: Sehr gut. Ich bin in Nashville, Tennessee. Es ist früh am Morgen. Die Vögel singen, und ich telefoniere mit Deutschland. Also ist es ein guter Tag.
Wann haben Sie zuletzt ein Konzert in Hamburg gespielt?
Das ist viele, viele Jahre her. Zu viele, um sie zu zählen. Wahrscheinlich in den frühen Achtzigern.
Gibt es dafür eine Erklärung?
Daryl und ich sind viel getourt und haben nie wirklich damit aufgehört. Meistens in den USA. Leider wenig in Europa. Ich weiß gar nicht genau warum, ich glaube es lag an unserem Manager, der sich auf die USA konzentriert hat, wo die Nachfrage groß war. Jetzt freuen wir uns sehr drauf, zwei Shows in Deutschland zu spielen. Und vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, häufiger hierher zu kommen.
Was dürfen wir erwarten?
Wir sind in der komfortablen Situation viele Hits zu haben. Wenn ein Hit nicht gut klingt, lassen wir ihn aus und ersetzen ihn durch einem anderen Song. Wir haben mehr als genug Songs. Es sind 400 Songs, um genau zu sein. Wir haben eine großartige Band und spielen gerne zusammen. Und wir haben unsere Soloprojekte, wo wir uns kreativ ausleben können. Es ist eine gute Balance.
Ihre Songs sind immer noch häufig im Radio zu hören. Und den Sound der Achtziger kopieren viele junge Bands.
Es gibt bestimmte Stilelemente, die besonders bei der jungen Generation in Mode sind. Ich höre heute bei jüngeren Musikern Einflüsse der Musik, die wir in den Achtzigern gemacht haben. Das ist gut und ein Kompliment, wenn man in der Lage ist, andere zu inspirieren.
Auffällig ist der Synthesizer-Sound.
Wir waren bahnbrechend in einigen Aufnahmetechniken. Es war der erste Übergang von der analogen in die digitale Welt und eine wichtige Phase. Weil wir so populär waren, bildeten wir die Vorhut, um diese moderne Technik zu nutzen.
Wie der damals allgegenwärtige Yamaha DX7-Synthesizer?
Ja, als der auf den Markt kam, wollte ihn jeder Musiker haben, um diesen neuen Sound zu nutzen. Wir waren trotz der Technik weniger an elektronischer Musik wie der von Kraftwerk orientiert, sondern an Soul und traditionellem Songwriting. Wir haben versucht, unsere traditionellen Songs mit neuer Technik zu verbessern.
Wo liegen Ihre musikalischen Wurzeln?
Wir sind in Philadelphia aufgewachsen, einer sehr wichtigen Stadt der amerikanischen R&B- und Soulmusik mit ihrem ganz eigenem Sound. Ich habe mir viel bei traditioneller amerikanischer Musik abgeschaut: vom Blues, frühen Rock and Roll, sogar ältere Sachen wie Ragtime und Swing. Wenn ich heute meine Soloalben in Nashville aufnehme, gehe ich wirklich zurück in die Zeit vor Rock and Roll. Aber das neue Nashville ist für alle Musikrichtungen offen. Es sind Leute wie Jack White von den White Stripes hier. Oder Heavy-Metal-Bands.
Haben Sie noch Erinnerungen an Hamburg?
Nicht wirklich. Damals konnten wir nicht viel Zeit in den Städten verbringen. Dieses Mal haben wir einige Tage, die wir hier bleiben können. Ein guter Freund von mir kommt häufiger nach Hamburg. Er sagte, dass es wirklich eine Stadt sei, in der momentan sehr viel Gutes passiert. Und mir fällt ein, dass ich mal durch Hamburg durchgefahren bin.
Wann war das?
Als Jugendlicher war ich mit meiner Gitarre als Anhalter in Europa unterwegs. Ich war in Hamburg auf dem Weg nach Dänemark. In den Siebzigern haben das viele Kids gemacht. Es war cool, einen Sommer in Europa zu verbringen. Ich lebte wie ein Hippie und schlief in den Bahnhöfen. Vor einigen Monaten trat ich in Detroit auf und traf ein Pärchen, das mich damals im Auto nach Italien mitgenommen hatte. Ich hatte sie fast 50 Jahre nicht gesehen. Das war wirklich cool.
Mister Oates, wie geht dieser Morgen in Nashville für Sie weiter?
Ich werde noch einige Telefonate wie dieses führen. Eine gute Art, in den Tag zu starten. Nichts ist besser als einen Kaffee zu trinken und drei Stunden über sich selber zu reden.
Daryl Hall & John Oates
Von Mitte der 1970er- bis Mitte der 1980er-Jahre hatten Daryl Hall und John Oates sechs Nummer-Eins-Singles, darunter „Rich Girl“, „Kiss on My List“, „Private Eyes“, „I can ́t go for that ( No I can ́t), „Maneater“ und „Out of Touch“. 1987 wurden Daryl Hall und John Oates als meistverkauftes Duo in der Geschichte der Popmusik anerkannt. Ein Rekord den sie bis heute halten.