Es gehe jetzt um schnelle unbürokratische Hilfe, sagt Nikolas Migut. In diesem Winter sind zwölf obdachlose Menschen in Hamburg gestorben. Ungewöhnlich viel und ein „trauriger Rekord“, so „Hinz & Kunzt“. Seit Anfang dieser Woche werden durch private Initiative weitere 40 Obdachlose in der Jugendherberge am Stintfang untergebracht. Das Geld dafür stammt aus Spenden für den von Migut gegründeten Verein „Straßenblues“, der für dieses Projekt mit Hanseatic Help zusammenarbeitet.
Bei Sturm und Dauerfrost sollen die Menschen in einem Einzelzimmer vor dem Tod durch Erfrieren und der Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt werden. Medizinstudenten werden die Menschen am Stintfang auf das Virus testen. In der momentan nicht genutzten Jugendherberge werden sie von Studenten des Studiengangs Soziale Arbeit betreut und für 40 Euro pro Nacht mit Essen und Trinken in Halbpension versorgt. „Wir planen die Unterbringung für ein bis zwei Wochen“, sagt Migut.
Fünf Monate lang wohnen 20 Wohnungslose im Hostel
Viele Menschen spenden momentan für Obdachloseninitiativen, weil ihnen das Schicksal ihrer Mitmenschen, die bei lebensbedrohlicher Kälte Platte machen, nicht egal ist. Migut: „In Hamburg gibt es viel Anteilnahme und Mitgefühl.“
Es sind Initiativen wie „Solidarisches Wilhelmsburg“, die „Straßenblues“ fragten, ob sie den obdachlosen Nils in einem Hostel auf der Elbinsel unterbringen können. „Wir haben uns sehr über die Anfrage gefreut und bezahlen die Unterbringung“, so Migut. Mitte Januar war auch in Wilhelmsburg ein obdachloser Mensch gestorben.
Am 9. November vergangenen Jahres hat der Verein begonnen, 20 Menschen im Hostel Bedpark im Schanzenviertel in einem eigenen Zimmer unterzubringen. „Es ist für uns eine positive Überraschung zu sehen, wie schnell die Menschen dort seitdem zur Ruhe kommen konnten“, so Migut. Nachdem die Hostelbewohner zu Kräften kamen, konnten viele wieder auf die Beine kommen: Einer von ihnen habe eine eigenen Wohnung gefunden, ein anderer eine unbefristete Arbeit, zehn Menschen konnten Arbeitslosengeld oder Sozialleistungen beantragen und einer seine gesundheitlichen Probleme lösen.
Die Pandemie bestimmt auch das Leben der Menschen ohne Dach über dem Kopf: „Das Überraschende ist, dass sie sehr auf Hygiene achten und nach Masken und Desinfektionsmitteln fragen.“ Die Angst, sich in einem Mehrbettzimmer mit unbekannten Mitbewohnern zu infizieren sei einer der Gründe, so Migut weiter, warum viele das staatliche Winternotprogramm mieden.
Die Aktion „Hotels for Homeless“ (Hotels für Wohnungslose) ist eine kurzfristige Aktion für fünf Monate. Langfristig geht es Migut darum, Obdachlose dauerhaft in Wohnungen unterzubringen. Das sei die Zukunft, immerhin war das „Housing First“-Ziel ein Wahlversprechen der rot-grünen Regierungskoalition im Januar 2020. Und die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die Obdachlosigkeit bis 2030 abzuschaffen.
Nikolas Migut sagt: „Die Zivilgesellschaft macht gerade vor, wie es gehen könnte. Ich glaube, dass wir mit der Sozialbehörde zusammenarbeiten und die Probleme in Hamburg gemeinsam lösen können.“
>> Spendenmöglichkeit unter www.strassenspende.de