Mittwochmorgen vor dem Bürgerhaus Bornheide. „Bitte Ruhe, wir drehen“, sagt ein Mitarbeiter. Aus dem Zirkuswagen ist das Licht von Scheinwerfern zu sehen. Das Zirkuszelt von „Abrax Kadabrax“ hat ein neues Schild bekommen, das auf einen Zirkus Grimm hinweist. Drinnen sind Dompteure, Feuerschlucker und ein Zirkusdirektor mit Schiebermütze zu sehen. Letzterer ermittelt ansonsten im Kölner „Tatort“ als Freddy Schenk vor einem Millionenpublikum.
Es ist die zweite Woche, in der die Dreharbeiten für „Alarm im Zirkus“ laufen, einem Fernsehfilm für Kinder mit den Sesamstraßen-Helden Wolle und Pferd. Dietmar Bär (57) gibt den Zirkusdirektor Roberto Grimm, der Günni, das sprechende Klo, entführt. hat. Grimm will Günni zwingen, als Sensation in seinem Zirkus aufzutreten, um diesen vor dem Bankrott zu retten. Mit Hilfe von Ziegendompteurin Olga (Dorka Gryllus) und anderer Zirkusleute wollen Wolle und Pferd Günni zur Flucht verhelfen.
Die Akteure hinter Wolle und Pferd sind übrigens Profis. „Die Kollegen arbeiten auf allen Ebenen: Mit uns, mit sich und den Monitoren. Das ist handwerklich sehr anspruchsvoll und spannend zu sehen“, sagt Bär. Der 50-minütige Film wird voraussichtlich im Dezember im Kinderkanal KiKA zu sehen sein.
Herr Bär, haben Sie als Kind die „Sesamstraße“ gesehen?
Dietmar Bär: Ich bin mit der „Sesamstraße“ aufgewachsen. Mit der „Ur-Sesamstraße“ in den frühen Siebzigern. Das lief vormittags und ich habe mit meiner kleinen Schwester vor dem Fernseher gesessen. Meine Lieblingsfigur war Grobi. Weil Grobi so komische Schlurfgeräusche von Schuhen hatte, die man nie sah. Und später habe ich die Umsetzung vom NDR gesehen, der das Erbe der „Sesamstraße“ bis heute trägt.
Und jetzt stehen Sie selber für einen Film der „Sesamstraße“ vor der Kamera.
Bär: In meinem Umfeld waren alle begeistert: „Was, du machst bei der Sesamstraße mit? Super!“ Es ist ein kleiner Ritterschlag.
Was haben Sie von der Zirkusarbeit von „Abrax Kada-brax“ mitbekommen, in dessen Zirkuswagen und Manege die Dreharbeiten stattfinden?
Bär: Ich habe mich mit dem Andreas (Schmiedel, Anm. d. Red.), der das alles zur Verfügung stellt, unterhalten. Es gibt ‘ne witzige Parallele. Bei uns in Berlin im Tempelhofer Feld, dem riesigen stillgelegten Flughafen, sind Kollegen von ihm. Da steht das Zelt eines Kinderzirkus’ und daneben ist eine temporäre Flüchtlingsstadt auf gebaut. Ich sehe, dass da einiges passiert. Dass die Kinder nebenan eingeladen werden mitmachen. Ich finde solche Projekte absolut lobenswert.
Waren Sie auch schon direkt neben dem Zirkus im Bürgerhaus Bornheide?
Bär: Wir sind mit unserem gesamten Basement im Bürgerhaus. Am Anfang wurden wir auch hier beköstigt. Man kriegt schnell mit, dass hier integrative Arbeit geleistet wird. Dass hier von Senioren bis hin zu Migranten alle ganz cool aufgenommen werden. Und das passiert im Randgebiet von Hamburg. Wir sind ja hier nicht am Jungfernstieg, sozial gesehen.
Haben Sie neben den Dreharbeiten Zeit, Hamburg zu erkunden?
Bär: Gottseidank bin ich nicht zum ersten Mal in Hamburg. Unser Hotel liegt in der Nähe der Landungsbrücken. Ich habe nicht nur meine Frau bei mir, sondern auch unsere Fahrräder. Deshalb sind wir ganz mobil. Wir waren morgens an der Elbe. Wunderbar als Ausgleich, und um Abends noch ‘ne Runde zu drehen. Man ist ja mit dem Fahrrad in Hamburg gut unterwegs. Als Berliner merkt man: Hamburg ist übersichtlich.
Sie sind Fan von Borussia Dortmund. Konnten Sie trotz der Dreharbeiten Spiele der WM in Russland schauen?
Bär: Ich habe fast alles gucken können, weil ich da schon ein großer Fan bin von Turnieren. Aber wir haben das Finale fast verpasst.
Wie konnte das passieren?
Bär: Ich war am Sonntag mit meiner Frau mit dem Fahrrad im Alten Land. Das kannte ich noch nicht. Wir waren fest davon überzeugt, dass das Finale um 20 Uhr beginnt. Als wir an den Landungsbrücken ankamen, hörte ich nur den Bela Rethy sagen: „Eigentor Mandzukic“. Es war zwanzig nach Fünf. Ich dachte: „Oh Gott“. Also Fahrräder und Beine in in die Hand und ab nach Hause und das Finale geguckt.
Was wünschen Sie dem HSV?
Bär: Den schnellen Wiederaufstieg natürlich. Ich denke die Stadt wird jetzt wieder bunter durch zwei Derbys. Leider fehlen uns jetzt sechs sichere Punkte. Die müssen wir uns woanders holen.