Abruzzen, Schlagball und Arbeitersport

Gelungenes Vereinsbuch „Die Olympiasieger von der Allee“ über den SC Teutonia 1910

Das Telegramm bestand aus zwei Worten: „Teutonia Olympiasieger“. Im Vereinslokal hatten die Mitglieder auf die Nachricht von der Arbeiterolympiade in Frankfurt am Main gewartet. bei der die Schlagballmannschaft des Vereins aussichtsreich an den Start gegangen war. Weil der Rundfunk 1925 noch in den Kinderschuhen steckte, wurden wichtige Nachrichten wie die vom größten Erfolg des SC Teutonia 1910 am schnellsten telegrafisch übermittelt.

Den beiden Hamburger Autoren Folke Havekost und Volker Stahl gelingt mit „Die Olympiasieger von der Allee“ das Kunststück, die Zeitgeschichte wie unter einem Brennglas zu bündeln. Die Handwerker, die sich zum populären Schlagballspiel trafen, waren in den umliegenden Vereinen im Kaiserreich nicht erwünscht. Sie gründeten ihren eigenen Verein in Altona-Altstadt, das in den 1920er-Jahren vom Hamburger Polizeichef abfällig „Abruzzenviertel“ genannt wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg erlebten die Teutonen in der Weimarer Republik hautnah die Spaltung der Arbeiterbewegung in Sozialdemokraten und Kommunisten mit. 1933 wurde der Verein von den Nazis verboten und seine Mitglieder verfolgt.

Viele Vereinsbücher haben sportliche Erfolge zum Mittelpunkt, doch die sind beim inzwischen nur noch mittelbekannten Hamburger Stadtteilverein im Verlauf seiner Geschichte überschaubar geblieben. Neben dem eingangs erwähnten Olympiasieg im Schlagball sind eine Stadtmeisterschaft im Fußball (1932) und einer Bronzemedaille bei der Karate-Europameisterschaft (1995) zu nennen.

Was Havekost und Stahl in ihrem gelungenen Werk über den Zusammenhalt und die Widerstandsfähigkeit von Sportlern in bewegten Zeiten aufgeschrieben haben, ist für alle sport- und geschichtsinteressierten Leser um so interessanter.

Folke Havekost und Volker Stahl: „Die Olympiasieger von der Allee“, 240 Seiten ISBN 978-3-7307-0444-8, 24,90 Euro.


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