Für viele ist „Rocker“ der beste Hamburg-Film überhaupt. Regisseur Klaus Lemke hatte den Film mit echten Rockern und Zuhältern 1971 größtenteils auf dem Kiez gedreht. Lemke (77) empfand den Film als Befreiung: „Ich kam als verzogener Bengel von München nach Hamburg und traf Jungs, die ich noch nie zuvor getroffen hatte und nie wieder treffen werde. Echte Rocker. Die waren damals noch keine Steuerberater wie heute. Sie redeten die Sprache der Straße. Völlig direkt und unverfälscht.“
Herr Lemke, was lieben Sie an Hamburg, was mögen Sie gar nicht?
Klaus Lemke: Das Wichtigste ist: Berlin kann haben, was es will und München auch, aber keine von diesen Städten hat einen Hafen. Alle großen Städte, außer Paris, haben einen Hafen. So haben wir wenigstens eine richtige Großstadt in Deutschland. Was ich etwas merkwürdig finde: Dass so viele Mädchen zum Sex am Wochenende nach Berlin fahren. Das liegt natürlich daran, dass Hamburg dann doch nicht sooo eine Großstadt ist, wo man leicht von der einen in die andere Szene wechseln kann. Es gibt scheinbar nicht soviele Szenen, als dass man sich als Mädchen einfach mal so austoben kann, ohne dass die anderen immer dabei sind.
Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Hamburg?
Klaus Lemke: Am allerliebsten gehe ich über die Landungsbrücken am Abend. wenn die Elbe schwarz ist. Merkwürdig schwarz. Und ich hab auch immer das Gefühl, dass die Elbe nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links fließt.
Wie sieht Ihr ideales Wochenende aus?
Klaus Lemke: In Hamburg wohne ich immer im Hanse Clipper Haus in der Ditmar-Koel-Straße. Ich stehe früh auf und gehe als allererstes zu den Landungsbrücken und zurück. Dann trinke ich einen portugiesischen Milchkaffee und fange an mir zu überlegen, was ich tagsüber drehen will.
Waren Sie schon mal am Millerntor, wenn bei den Filmnächten die Dialoge von „Rocker“ vom Publikum mitgesprochen werden?
Klaus Lemke: Vollkommen unglaublich. Die einen brüllen den Gerd, die anderen den Modschiedler. Das war wie früher – als ich ganz klein war – die Eddi-Constantin-Filme. Ich lasse mich nicht vorstellen, im Millerntor-Stadion, weil die Leute gar keinen Regisseur wollen. Die Leute wollen auch nicht, dass das jemand gemacht hat. Die Leute wollen, dass das Hamburg ist. Hamburg nimmt sich den Film zurück, den es mir – einem Münchner – geschenkt hat.
Bitte ergänzen Sie: Hamburg ist …
Klaus Lemke: … hier hat mein wirkliches Leben begonnen.
Schreibe einen Kommentar