Klaus Pervölz von der Heilsarmee ist tot

Auf dem
Kiez kannten ihn alle
Anette Janowski,
Heilsarmee Hamburg

An Karfreitag war Klaus Pervölz noch im Gottesdienst bei der Heilsarmee in der Talstraße. Mit dem Rollstuhl hatte er sich von seiner Wohnung am Großneumarkt auf den Weg gemacht. Trotz aller gesundheitlichen Probleme war der Heilsarmist aktiv, bis sein großes Herz zu schlagen aufgehört hat. Am 5. April ist Klaus Pervölz im Alter von 78 Jahren unerwartet in seiner Wohnung gestorben.

Zuletzt war ich Ende Januar bei ihm. Er hatte sich gewünscht, dass ein Journalist dabei war, während ihn ein Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes begutachtete. Dabei sollte seine Pflegestufe festgelegt werden. Klaus Pervölz hatte dazu alle Unterlagen seiner Ärzte auf den Wohnzimmertisch gelegt, aus denen er detailreich zitieren konnte. Mit der deutschen Gesundheitsbürokratie war er aus leidvoller Erfahrung bestens vertraut.

Die Leser des Elbe Wochenblatts konnten seinen letztlich erfolgreichen Kampf mit der Krankenkasse für einen Stuhl mit Aufstehhilfe in einigen Geschichten nachlesen. Seine Anwältin musste dazu einige Verfahren vor dem Sozialgericht anstrengen, um ihm zu seinem Recht zu verhelfen. Klaus Pervölz war davon überzeugt, dass eine Bürgerversicherung helfen würde, den schwierigen Zustand des Gesundheitssystems zu verbessern.

Ein großes Herz schlägt nicht mehr

Als Pervölz noch nicht auf den Rollstuhl angewiesen war, war der Heilsarmist in den 1980er-Jahren viel auf St. Pauli unterwegs. „An der Hafenstraße standen Barrikaden. Ich habe den Bewohnern Kaffee gebracht. Sie kannten mich. Ich kam überall durch“, erinnerte er sich. Jede Kaschemme auf dem Kiez hatte er besucht, um den gestrandeten Existenzen Mut zuzusprechen.
„Auf dem Kiez kannten ihn alle. Egal, ob der ,König von St. Pauli’ Willi Bartels oder der Hotdogverkäufer an der Talstraße“, sagte Anette Janowski bei der Trauerfeier für Klaus Pervölz. Die Leiterin der Heilsarmee auf St. Pauli errinnerte daran, „dass Klaus sogar im Elbschlosskeller und im Goldenen Handschuh sammeln durfte“. Auch auf dem Fischmarkt war er mit der Spendenbüchse unterwegs. „Lebende Tiere bekam er dort eines Morgens überreicht. Er brachte sie mit zur Heilsarmee, aber ein Huhn konnte fliehen und setzte sich auf das Kreuz“, so Janowski.

Auf diesem Kreuz im Gebäude in der Talstraße liegt nun ein weißes Tuch, denn bei der Heilsarmee ist Weiß die Trauerfarbe.
Pervölz war aus Flensburg, wo er bei der Bundeswehr Verwaltungsangestellter gewesen war, nach Hamburg gekommen. Mit seiner Familie lebte er am Osdorfer Born, bis sie in die Neustadt umzogen.

Vor Weihnachten hatte ihn Christopher von Savigny fotografiert, als er in der Uniform der Heilsarmee für Bedürftige sammelte. Klaus Pervölz versprach, uns die Zeitschrift der Heilsarmee, die den Bericht abgedruckt hatte, mit der Post zu schicken. Und wie stets hat er sein Versprechen gehalten. Es war der letzte der vielen Briefe, die wir von ihm bekommen haben.

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