Als Luisa Neubauer noch in Blankenese zur Schule ging, hatte sie nie vorgehabt, Klimaaktivistin zu werden. Seitdem ist viel passiert: Sie wurde in Deutschland zum bekanntesten Gesicht von Fridays for Future und hat ein Buch über die Klimakrise geschrieben, das in der „Spiegel“-Bestsellerliste steht. Neubauer studiert Geografie in Göttingen und ist „immer mal wieder“ in Hamburg.
Eine inspirierende Persönlichkeit für die 23-Jährige, die in Iserbrook aufwuchs, ist ihre Großmutter. Sie ist in der Umweltgruppe Elbvororte aktiv, einige Teile des Buches hat Neubauer bei ihrer Großmutter geschrieben. Neubauer und ihr Mitautor Alexander Repenning haben ihr Werk „Vom Ende der Klimakrise. Eine Geschichte unserer Zukunft“ genannt. Darin beschreiben die beiden, wie ernst die Lage ist und welche Lösungen sie auf dem Weg aus der Krise sehen. Als Beispiel dient dabei ihre gemeinsame Heimatstadt Hamburg, die besonders durch den Anstieg des Meeresspiegels gefährdet ist.
„Was uns droht, ist schwer vorstellbar“, sagt Neubauer. Zum Beispiel, dass Schulkinder im Jahr 2050 in den heißer werdenden Sommern Gefahr laufen, sich die Füße auf den Schulhöfen zu verbrennen. Auf die Kritik, das sei Panikmache, entgegnet Luisa Neubauer: „Was wir beschreiben, passiert heute schon. Wir haben in der Recherche mit Stadtplanern gesprochen, die Schulhöfe mittlerweile anders konzipieren müssen. Die wissenschaftlichen Szenarien von häufigeren Sturmfluten und sehr viel heißeren Sommern sind die Spitze des Eisbergs.“
Der von Fridays for Future organisierte Klimastreik im September mobilisierte bundesweit 1,4 Millionen Menschen, davon 100.000 in Hamburg. Am Freitag, 29. November, ruft die Bewegung nun zu einem Klimaaktionstag auf. Neubauer kann in Berlin nur unter Polizeischutz demonstrieren. Sie bekommt Hassmails und steht auf derselben Todesliste wie der Thüringer CDU-Politiker Mike Mohring. Die Anfeindungen, sagte Neubauer im Interview mit der „taz“ seien „absurderweise ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, in einer merkwürdigen, verqueren Logik“.
„Es wird Zeit, dass die Regierung endlich loslegt“, sagt Neubauer. Das nutzlose Klimapaket der Großen Koalition habe gezeigt, dass sie „nur an ihrem eigenen Klima interessiert ist“, sagt Neubauer. Sie nehme in der Gesellschaft und auch bei Fridays for Future eine „Klimaerschöpfung wahr. Aber der Fatalismus ist trügerisch, denn es passiert etwas“. Damit meint sie die ehrgeizigen Programme zum Klimaschutz, die immer mehr Städte und Kommunen beschlossen haben. Auch der Bezirk Altona macht da keine Ausnahme. Und als Luisa Neubauer vor einigen Monaten auf ihrer alten Schule am Willhöden, die mittlerweile Marion-Dönhoff-Gymnasium heißt, mit Oberstufenschülern über Klimapolitik diskutierte, stellte sie fest, dass man sich dort inzwischen viel mehr Mühe gibt, bei diesem Thema etwas zu verändern.
❱❱ Luisa Neubauer und Alexander Repenning: „Vom Ende der Klimakrise – Eine Geschichte unserer Zukunft“, Tropen Verlag, Berlin 2019, 304 Seiten, 18 Euro
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