„Wo steht geschrieben, dass man etwas können muss?“

Autor Frank Schulz im Interview über Harburg und „Onno Viets und der Irre vom Kiez“. Interview Matthias Greulich
Er war Lieblingsautor des verstorbenen Harry Rowohlt. Für das Interview im Herbst 2013 opferte Frank Schulz seine Mittagspause in einem griechischen Restaurant in Winterhude.

Herr Schulz, Sie arbeiten an der Fortsetzung von „Onno Viets und der Irre vom Kiez“. Was macht Onno nach seiner Episode als Privatdetektiv als nächstes?
Frank Schulz: Ich kann schon soviel verraten, dass er auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet. Ich werde deshalb demnächst eine Kreuzfahrt zu Recherchezwecken unternehmen.

Ihr Held ist hochsympathisch, obwohl er wenig kann, außer seine Kumpels beim Tischtennis zu besiegen.
Frank Schulz: Wo steht geschrieben, dass man etwas können muss? Außer vielleicht im Wahlprogramm der FDP. Onno ist trotz seiner Trotteligkeit aber nicht das totale Opfer und überhaupt kein larmoyanter Zeitgenosse.

In den Siebzigern hätte er sein Auskommen bei der Post gehabt?
Frank Schulz: Genau. Aber diese Jobs gibt es nicht mehr. Onno ist durchs Netz gefallen.

Kann es sein, dass Onnos Leben bald in die Kinos kommt?
Frank Schulz: Könnte sein, momentan wird am Drehbuch gearbeitet. Ich habe dabei eine beratende Funktion.

In Ihrem Roman „Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien“ führt Ich-Erzähler Bodo Morten ein Doppelleben zwischen Eimsbüttel und dem Süderelberaum, wo er als Redakteur eines Anzeigenblatts mit der 18-jährigen Floristin Bärbel anbändelt. Wie haben Sie recherchiert?

Frank Schulz: Zwischen 1987 und 88 habe ich im Neuen Ruf Verlag, für ein Objekt namens „Elbe Extra“, das alle 14 Tage für Harburg erschien, gearbeitet.

Gab es ein Vorbild für die wilde Bärbel aus Neuwiedenthal?

Frank Schulz: Es mag enttäuschend sein, aber ich selber habe kein Doppelleben geführt und kann hier nicht mit deftigen De- tails aus Harburg aufwarten. Der Großteil des Romans ist Fiktion. In einem Internet-Forum schrieb allerdings mal jemand, dass er Bärbel persönlich kenne. Da weiß er mehr als ich.

Was hat Ihnen an den Harburgern gefallen?
Frank Schulz: Eine Typologie ist schwierig. Ich stamme selber von südlich der Elbe. Aus Hagen bei Stade. Vielleicht ist es der provinzielle Widerhall im Positiven, den ich dort mochte.

Die „Hexen-Kate“, in der sich Bodo und Bärbel über den Weg laufen, ist aber der bekannten „Hexenklause“ entlehnt?

Frank Schulz: Da war ich wirklich einige Male. Die „Hexenklause“ stand Pate. Gibts die eigentlich noch?

Nein, da ist jetzt ein Wohnhaus drin.

Vier Fragen
Mit 17 kam er erstmals aus Hagen bei Stade in die große Stadt, später wohnte er lange in Eimsbüttel, mittler- weile lebt er in Winterhude. In vielen Romanen und Erzählungen von Frank Schulz können die Leser Schauplätze an Elbe und Alster wiedererkennen.

Was lieben Sie an Hamburg, was mögen Sie gar nicht?
Frank Schulz: Den Schnack. Gar nicht mag ich Großveranstaltungen wie den Schlagermove. Das ist für mich Land- friedensbruch.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Hamburg?
Frank Schulz: Nördlich vom Literatur- haus gibt es das Café Hansa Steg. Direkt an der Alster zu sitzen ist die Essenz von Hamburg.

Wie sieht Ihr ideales Wochen- ende aus?
Frank Schulz: Raus aus der Stadt, um in meine Heimat nach Hagen bei Stade zu fahren.

Bitte ergänzen Sie: Hamburg ist …
Frank Schulz: … für mich Fluch und Segen zugleich.

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